Ein maßgeschneidertes Herrensakko
Klassische und handwerklich geschneiderte Herrensakkos gehört zu den aufwändigsten Kleidungsstücken, welche ich anfertige. Häufig denkt man, es ist doch nur ein Sakko, aber tatsächlich stecken in einer solchen Maßanfertigung etwa 50-60 Arbeitsstunden. Um sich das einmal genauer vorstellen zu können: An den meisten Brautkleidern, die ich fertige, schneidere ich zwischen 25 und 40 Stunden. Ich bin mir sicher, dass die wenigsten von euch das vermutet hätten.


Was macht eigentlich ein maßgeschneidertes Herrenjackett aus?
Einer der wichtigsten Punkte eines maßgeschneiderten Jacketts ist natürlich die optimale Passform. Das Kleidungsstück soll so gut sitzen und die beste Figur aus jedem Herren herausholen.
Zudem ist ein handgefertigtes Sakko wie ein großer Bausatz. Ihr bestimmt die Art des Oberstoffes sowie des Futters. Ganz fantastisch sind z.B. englische Tweedstoffe und Futterstoffe mit ausgefallene Dessins.
Gemeinsam gestalten wir alle Details wie z.B. Form des Revers und Kragens, Knopfanzahl, Position und Anzahl der Taschen, klassische oder expressive Futterstoffe und weitere Aspekte.
Zum Ende erhaltet ihr ein einzigartiges, langlebiges und fair produziertes Unikat aus Meisterhand, an dem ihr viele Jahre Freude haben und zahlreiche Komplimente erhalten werdet.
Die handwerkliche Fertigung - Der Unterschied zu einem Sakko von der Stange
Ein wesentlicher Unterschied eines maßgefertigten Jacketts zu einem konfektionierten ist die handwerkliche und lokale Fertigung. In meiner Kieler Schneiderei fertige ich Sakkos nach traditioneller Herrenschneiderei. Das bedeutet, dass viele Arbeitsschritte tatsächlich von Hand genäht werden, wodurch ein anderer Zeitaufwand entsteht als wenn ein Sakko in der Industrie gefertigt wird. Dafür ist das Ergebnis sehr qualitativ und hochwertig.
Kosten eines Maßsakkos?


Weitere Unterschiede zum Sakko von der Stange
Ein sehr wichtiger Arbeitsschritt bei der Anfertigung eines Maßsakkos ist das Unterschlagen des Vorderteils. In der industriellen Fertigung bekommt die Frontpartie des Sakkos seine Festigkeit durch eine Verstärkungseinlage, die beim Bügeln aufgeklebt wird. In meiner Schneiderei wird für das Vorderteil eine sogenannte lose Wattierung gearbeitet.
Diese besteht aus mehreren Lagen Rosshaareinlage, welche durch bestimmte Techniken die majestätische Form der männlichen Brustpartie vorformt. Anschließend wird diese für die Anproben nur lose unter das Vorderteil geheftet und während der Maßanfertigung in das Kleidungsstück eingearbeitet.
Diese lose Verarbeitung hat den Vorteil, dass sie sich nicht wie eine geklebte Einlage nach einiger Zeit löst und nach außen hin Blasen schlägt. Sie behält dauerhaft ihre vorgefertigte Form und lässt das Sakko langlebig sein.
Kragen und Revers eines Maßsakkos
Weitere handwerklich gefertigte Partien sind Revers und der Kragen. Die lose Rosshaareinlage der Frontpartie reicht bis in das Revers. In diesem Bereich wird die Einlage von Hand aufpikiert. Das ist eine besondere Stichtechnik, mit der die Einlage mehr Weite bekommt als der Unterkragen. Der Vorteil an dieser Verarbeitung ist ein viel besserer Fall das Revers, als wäre dieses wie in der Industrie einfach beklebt.
Der Unterkragen eines Herrensakkos wird meist im Schneiderhandwerk aus Filz und Kragenleinen gearbeitet. Der Kragenleinen ist ebenfalls eine sehr feste, aber lose Einlage, die auf den Unterkragen mit Mehrweite aufpikiert wird, wodurch dieser sich besonders gut um den Hals legt.
Handgestickte Knopflöcher aus Seidengarn
Die Perfektion meiner geschneiderten Sakkos sind meine handgestickten Knopflöcher.
Habt ihr euch schon einmal die Knopflöcher an den Ärmeln eurer konfektionierten Sakkos angeschaut?
Häufig gibt es gar keine, oder die Knöpfe sind einfach nur ohne diese durch alle Lagen genäht. Oder es gibt welche, aber sie sind nicht eingeschnitten, die Knöpfe sind ebenfalls nur aufgenäht und die Knopflöcher erfüllen keinen Zweck.
Vielleicht weiß der ein oder andere von euch Gentlemen, dass es z.B. sehr elegant ist, wenn der unterste Ärmelknopf nicht geknöpft ist? Dies funktioniert natürlich nur mit richtigen Knopflöchern.
In der Maßschneiderei gilt: Wo ein Knopf ist, muss auch ein Knopfloch sein!
Es gibt viele weitere Details, auf die ich in diesem Blog nicht eingehen werde, da es den Rahmen etwas sprengen würde. Aber sollte ich euch für die Anfertigung eines Maßsakkos begeistert haben, bekommt ihr auf jeden Fall während der Anfertigung und Anproben noch einen intensiveren Einblick in die Kunst der Maßschneiderei.
